Im Zuge der 13. Hauptversammlung des Verbandes am 30.09.2023 in Berlin – Spandau wurde sich aufgrund der gerade laufenden Debatte zu einem Veteranentag klar positioniert. Der Text im Wortlaut:
Ein nationaler Veteranentag? Wird nun die Veteranendefinition zum Rohrkrepierer?
Im Zuge der Invictus Games 2023 in Düsseldorf nahm die Diskussion um eine Veteranentag endlich Fahrt auf. Partei- und verbandsübergreifend gab es nun Befürworter dieses Tages zur Wertschätzung von Veteranen, wenn auch mit unterschiedlichen Ansätzen. Das Thema ist ja auch nicht ganz neu, ist die Bundeswehr doch seit Anfang der 90er Jahre eine Armee im Einsatz. Zuvor sollte man sich aber einmal das „Fundament“ eines Veteranentages, die Veteranendefinition ansehen, bevor man ein wackeliges „Haus der Wertschätzung“ für Veteranen baut, welches keine Akzeptanz finden wird.
20 Jahre verlor zunächst niemand einen Gedanken an eine deutsche Veteranenkultur, -politik, geschweige denn an einen Veteranentag. Dies, obwohl ein Blick auf andere Nationen hätte deutlich machen müssen, dass Krieg und Einsatz Einfluss auf den Menschen und somit auf die Gesellschaft nimmt, Veteranenkultur ein Teil des öffentlichen Lebens sein muss.
Erstmals im Jahre 2010, mit der Gründung unseres jungen Veteranenverbandes (heutiger Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V.) wurden diese Themen öffentlich diskutiert.
Kurz darauf bekannte sich der damalige Verteidigungsminister de Maizière im Bundestag zu der neuen, jungen Generation von Veteranen der Bundeswehr und sprach in diesem Zusammenhang von den Soldaten im Einsatz.
Ein zeitgleich von ihm beschafftes Veteranenabzeichen zur Wertschätzung dieser Einsatzteilnehmer wurde jedoch weitere 8 Jahre nicht ausgehändigt, da sich eine sehr polarisierende Diskussion um einen Ehrenbegriff entwickelte, der in Deutschland vergangenheitsbedingt nicht zum täglichen Sprachgebrauch zählte. Heute ist dieses Abzeichen, welches unter Verzicht auf Wertschätzung selbst beantragt werden muss, nur noch zu einem allgemeinen öffentlichen Bekenntnis zur Bundeswehr degradiert.
Die Schwierigkeit eine adäquate Veteranendefinition zu finden wurde im November 2018 brachial und völlig unerwartet ohne Beteiligung der Veteranenverbände beendet.
Eine völlig sinnbefreite Definition wurde bekannt gegeben. Demnach ist jeder aktive oder ehemalige Soldat / Reservist nun auch Veteran. Auch „Paul“, der Rekrut, der gerade erstmalig das Kasernentor durchschritten hat. Damit wurden völlig unterschiedliche Statusgruppen hinsichtlich sozialer Sicherheit, Versorgungs- und Fürsorgebedarf, Betreuungsansprüche, gesellschaftliche und systemische Einbindung sowie, und das ist viel wichtiger, unterschiedlicher militärischer Lebensleistungen und Lebensrisiken zusammengefasst. Das ist unsinnig, weltfremd und wird dem Menschen nicht gerecht! Eigentlich hätte man im Zuge dieser „Gleichmacherei“ auch den Begriff des Soldaten und des Reservisten konsequenterweise abschaffen müssen. Es sollte politisch wohl niemand ausgeschlossen werden. Ehrenwert, jedoch wurde ein völlig absurder Einheitsbrei geschaffen, der nun in Verbindung mit der Schaffung eines zielorientierten und wertschätzenden Veteranentages dringend sortiert werden muss.
Zweifelsohne hat jeder, der seinen Dienst in der Bundeswehr geleistet hat, Respekt und Wertschätzung verdient. Für die aktiven Soldaten gibt es jedoch bereits den „Tag der Bundeswehr“, für die gefallenen Soldaten den Volkstrauertag, an dem inzwischen auch die Gefallenen der Bundeswehr richtigerweise Berücksichtigung finden.
In den USA, in Großbritannien wird eine Person als Veteran bezeichnet, wenn er in den Streitkräften gedient hat. Also bereits entlassen ist. Sprachlich kann auch zwischen dem Veteranen und Combat-Veteranen unterschieden werden. In Dänemark und Frankreich wird der Begriff ausschließlich für die Teilnahme an einem Konflikt oder an einem Auslandseinsatz verwendet. „Unter Kriegsbedingungen gedient“ ist die niederländische Voraussetzung für den Veteranenstatus. Diese Definitionen orientieren sich also an der Wortbedeutung und spiegeln eine erforderliche militärische Erfahrung als Grundlage wider.
Dieser Grundsatz sollte auch in Deutschland gelten, damit unsere Soldaten und Veteranen nicht als „Veteran light“ der Lächerlichkeit preisgegeben werden und der Veteranentag nicht zur Farce wird.
Aus Sicht des Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V. muss sich ein Veteranentag zwingend auf Einsatzteilnehmer, auf Einsatzverwundete und allgemein auf „Altgediente“, also ehemalige Soldaten, sowie deren Familien konzentrieren.
Einsatzteilnehmer haben mit Waffe in der Hand und schmutzigen Stiefeln für unsere Werte auf fremden Boden gestanden, sind persönlich erhebliche Risiken für Körper und Seele eingegangen und haben auf ihr soziales Leben mit allen Konsequenzen verzichtet. Das verdient ganz besondere Anerkennung. Ehemalige Soldaten haben ebenso langjährig, manche ein Leben lang, ihre Pflicht mit allen Härten des Berufes an der Gesellschaft erfüllt. Auch ihnen gebührt ein nachhaltiger Dank der Gesellschaft im Rahmen eines Veteranentages. Ein „Danke für Ihren Dienst“ auf der Straße hingegen sollte alle Soldaten erreichen.
Es wäre deshalb zielgerichtet, wenn sich der Verteidigungsausschuss zunächst mit der Definition, anstatt mit der Einbeziehung von Einsatzkräften anderer Ressorts bzw. Wohltätigkeitsorganisationen in einen Veteranentag auseinandersetzt. Die Frage, um wen es geht, ist elementar. Die Verwässerungen – wie in einigen politischen Äußerungen bereits jetzt erkennbar – sollten ein klares Ende nehmen.
Aus diesem Grunde sollte die Veteranendefinition, analog zu verbündeten Nationen wie folgt geändert werden, damit der Veteranentag zu einem allseits anerkannten Ereignis und Baustein in einer sinnvollen Veteranenpolitik und gelebter Veteranenkultur werden kann:
„Veteran ist, wer aus der aktiven Dienstzeit ehrenhaft entlassen wurde. Einsatzveteran ist, wer als aktiver Soldat, ehemaliger Soldat oder Zivilbediensteter an einem Auslandseinsatz oder einer einsatzgleichen Verpflichtung der Bundeswehr teilgenommen hat.“
Definition und Veteranentag dürfen jedoch nicht alleine stehen. Dürfen nicht zur Symbolpolitik verfallen. Die Erarbeitung einer umfassenden Veteranenpolitik – auch als Rahmen für eine gelebte Veteranenkultur – muss konsequent erfolgen. Eine Veteranenpolitik, die klare Aussagen zu Maßnahmen der Wertschätzung, der Versorgung, der Fürsorge, der Betreuung, der Identitätsbildung und der gesellschaftlichen Einbindung von Veteranen und EinsatzVeteranen enthält. Hierbei sollte die Politik und auch die Bundeswehr zukünftig vermehrt über den Kasernenzaun schauen: die unsichtbaren Veteranen befinden sich in der Zivilgesellschaft und nicht auf dem Kasernenhof!